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SAP TechEd 2019 – SAP rückt das „Business“ in den Fokus der Innovationen

SAP Strategie-Analyse: Mit der TechEd in Las Vegas startete wie jedes Jahr die früh-herbstliche Reihe der SAP-Technologiekonferenzen. Barcelona und Bangalore folgen in den nächsten Wochen. Norbert Kölbl, Produktmanager und Solution Architekt bei der T.CON GmbH & Co. KG, hat sich die ersten Keynotes angesehen. Hier sind seine Eindrücke.

Plattling, den 04. Oktober 2019

SAP TechEd 2019 Keynote Jürgen Müller

„SAP's neuer CTO Jürgen Müller durfte in Las Vegas seine erste Keynote im Rahmen dieses wichtigsten Developer- und Tech-Events der SAP halten. Als Nachfolger von Björn Goerke, der im letzten Jahr noch die Keynote in Barcelona gehalten hat, steht die Person Jürgen Müller auch für einen gewissen Strategie-Wechsel, den SAP hinsichtlich seiner Technologie-Plattform vornimmt. Der große neue Oberbegriff heißt „Business Technology Platform“. Darunter ist kein neues Produkt oder Service zu verstehen, sondern eine Sammlung von Plattformen und Technologien. SAP will dabei explizit das „Business" im Namen wieder stärker betonen.  

 
SAP Strategie: Man besinnt sich auf alte Stärken

Allgemein wirkt es auf mich, als würde sich SAP wieder auf seine Stärke und sein Alleinstellungsmerkmal besinnen: nämlich End-to-End Business Prozesse in hoch-integrierten Systemen managen zu können. Als die vier Kernprozesse in Unternehmen betrachtet SAP dabei Design-to-Operate, Source-to-Pay, Lead-to-Cash und Total Workforce Management. 

Leider ist es häufig so, dass diese Prozesse jeweils viele verschiedene SAP-Systeme umfassen. Im Schnitt hat der typische Kunde laut eigener Aussage von SAP fünf Lösungen des ERP-Anbieters im Einsatz.  Das bedeutet, dass Anwender sich mit oft sehr unterschiedlichen Oberflächen und Datenmodellen auseinandersetzen müssen. 
SAP hat dieses Problem aber schon vor längerer Zeit selbst erkannt und geht es nun auch mit aller Kraft an: man arbeitet an der Harmonisierung der Benutzeroberflächen mit Fiori 3 und die Vereinheitlichung von Datenstrukturen mit einem „Virtual Semantic Data Model“ über alle Lösungen hinweg. Dies läuft bei SAP als internes Projekt unter dem Namen „The Intelligent Enterprise Program“. SAP bezeichnet dieses Vorhaben selbst als „the largest engineering program at SAP“.

200 Use-Cases für Machine Learning

Natürlich hat auch das Thema Machine Learning und KI nach wie vor eine hohe Relevanz. Auch das wurde bei den bisherigen Keynotes deutlich. In Las Vegas wurde angekündigt, dass bis Ende dieses Jahres rund 200 Use-Cases im Bereich Machine Learning in den SAP-Anwendungen zur Verfügung stehen sollen.

Neben der Nutzung vorgefertigter KI-Szenarien wollen Kunden aber natürlich auch eigene Machine Learning-Projekte umsetzen. Das ist heute – zumindest in der SAP-Welt – leider verhältnismäßig aufwändig, wie auch unsere Erfahrung zeigt. Ursache dafür sind vor allem Herausforderungen bei Themen wie der Beschaffung, Bereinigung und Aufbereitung der dafür benötigten Daten. Bereits auf der Sapphire wurde deshalb die neue Data Intelligence Platform angekündigt. Sie ist jetzt generell verfügbar, und hilft genau bei diesen Themen. Die Plattform ist eine Weiterentwicklung des Data Hub und der Leonardo Machine Learning Foundation.

Der SAP Graph für ein einheitliches Datenmodell

Zur Harmonisierung der vielen SAP-Produkte soll auch der erstmals als Beta angekündigte „SAP Graph“ (https://www.graph.sap) dienen. Den Begriff „Graph“ nutzen auch andere IT-Anbieter wie etwa Facebook und Microsoft. SAP interpretiert den Begriff etwas anders, und versteht darunter eine einheitliche, einfach zu nutzende API über alle Lösungen und ihr (bald) einheitliches Datenmodell hinweg. Dies soll vor allem die Entwicklung von Anwendungen und Erweiterungen erleichtern.

Die Cloud ist selbstverständlich 

Genauso soll auch die SAP Cloud Platform Extension Factory die Entwicklung von Erweiterungen für SAP’s Business Lösungen vereinfachen. Dass dies heute immer in der Cloud geschieht, wird in den Keynotes gar nicht mehr explizit betont. Zur diesem Entwicklungswerkzeug gehören u.a. ein Cloud SDK, das Cloud Application Programming Model (CAP), sowie die Enterprise Messaging Platform als Event-Bus. Dieses Tool ermöglicht es, auf Ereignisse in den Busines-Anwendungen zu reagieren. Um Cloud-Extensions auch kommerziell interessanter zu machen, steht mit dem Cloud Platform Enterprise Agreement ein neues Lizenzmodell zur Verfügung. Dabei wird nach tatsächlichem Verbrauch und nicht nach fixen Kosten abgerechnet. Es wird auf alle Cloud-Plattformen – auch etwa HANA und Analytics – ausgeweitet, und soll künftig echtes „Pay as you Go“ ermöglichen. Ich finde hier wurde es auch Zeit, dass SAP endlich mit den Wettbewerbern gleichzieht.

Analytics wird integriert

Das Thema Analytics zur Unterstützung fundierter Entscheidungen und als „single source of truth“ wird in den Cloud-Umgebungen immer wichtiger. Eine Ankündigung in Las Vegas war, dass die recht erfolgreiche SAP Analytics Cloud (SAC) ab November direkt in S/4HANA Cloud und SuccessFactors integriert sein wird – ohne zusätzliche Lizenzkosten, aber auch ohne einige spezielle Features wie Planning und Predictive.

Zu Fokussierung auf Integration und Business-Lösungen gehört bei der SAP auch, dass man sich Technologie-Partnern gegenüber stärker öffnet. Das gilt vor allem für das Zusammenspiel mit „Hyperscalern“ wie Amazon AWS oder Microsoft Azure. Damit einher geht an bestimmten Punkten der Verzicht auf rein technische Dienste in der eigenen Cloud Plattform. Erstmals wurde dazu eine entsprechende Referenz-Architektur präsentiert, die aufzeigt, wo man auf SAP-Dienste setzen und wo man vielleicht besser auf Partner-Dienste zugreifen sollte. Dies soll möglich sein, ohne sich von Weiterentwicklungen und Innovationen in den jeweiligen Plattformen auszusperren.

SAP und Micosoft - Wettbewerber und Partner zugleich

Dazu passte auch, dass Microsofts Head of Cloud and AI, Scott Guthrie, mit auf der Keynote-Bühne war. Ihm war offensichtlich genau wie Jürgen Müller daran gelegen, die gute Zusammenarbeit zwischen SAP und Microsoft zu betonen. Natürlich sind SAP und Microsoft auch Konkurrenten bei vielen Themen (man denke nur an Power BI). Sie sind aber eben oft auch enge Partner und gegenseitige Kunden. Beispielsweise betreibt Microsoft SAP als ihr globales ERP-System on Azure, genau wie auch SAP ihr eigenes SAP ERP on Azure betreibt.

Neben schon bekannten gemeinsamen Lösungen wie z.B. im Bereich IoT wurde bei den Keynotes auch eine Zusammenarbeit beim Thema Blockchain angekündigt. Außerdem kann die Data Intelligence-Plattform mit den Azure Cognitive Services integriert werden. Es zeigt sich einmal mehr: Themen wie Speech und Face Recognition sind eben nun mal keine SAP-Domäne. Die Verarbeitung von Business-Daten dagegen sehr wohl. Besonders Entwickler werden sich über eine weitere Nachricht aus Las Vegas freuen: die sehr beliebte IDE Visual Studio Code und auch Github lassen sich künftig noch enger in den Workflow von SAP-Developern integrieren.

Zu guter Letzt waren natürlich, ähnlich wie auf der Sapphire im Frühjahr, die Experience Management-Plattform Qualtrics sowie „X- und O-Daten“ ein Thema. Zur Erinnerung, wie SAP den Unterschied gerne erklärt: „O-Data tells you what happens, X-Data tells you why it happens”. Erstmals gab's ein ganz klein bisschen technische Infos zum Produkt, und dazu wie man es auch in eigene Anwendungen integrieren kann. Unter api.qualtrics.com stehen Doku und Tutorials zur Verfügung.

Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie genau erfahren wollen, wie Sie all diese Innovationen für Ihr Unternehmen nutzen können. Lassen Sie uns gemeinsam herausarbeiten, wie wir in die entsprechenden Entwicklungsprojekte starten. Schreiben Sie uns dazu gerne eine E-Mail."


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