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SAP-S/4HANA-Grundlagentechnologie für Analytics: CDS-Views sind jetzt erwachsen

Für die BI-Strategie jedes Unternehmens, das sich in der S/4HANA-Welt bewegt, sind CDS-Views hinter den Kulissen ein wichtiger Baustein. Die Technologie hat sich nun soweit weiter entwickelt, dass keine Workarounds mehr nötig sind.

25.11.2022


CDS-Views sind die Grundlage für jedes Reporting im SAP-S/4HAHA-System. Das gilt beim Thema Embedded Analytics ebenso wie für die Arbeit mit der SAP Analytics Cloud oder klassischen Datawarehouse-Systemen. Wie auch in anderen Umgebungen – etwa denen, die auf der SAP-BW-Technologie basieren – hilft diese Infrastruktur in der S/4-Welt, das starre Design von Datenbanktabellen in ein anwendungsorientiertes Datenmodell zu transformieren.

Für die BI-Strategie jedes Unternehmens, das sich in der S/4HANA-Welt bewegt, sind CDS-Views damit als Grundlagentechnologie ein wenig sichtbarer, aber wichtiger Baustein. Auch wenn in Workshops selten dieser Begriff fällt, müssen wir genau im Blick haben, wo die Entwicklung dieser wichtigen Core-Technologie – die Abkürzung SAP CDS steht für SAP Core Data Services – beim Thema S/4 steht.

Bei den ersten BI- und Analytics-Projekten im S/4-Umfeld, die nun etwa vier Jahre her sind, gingen wir aufgrund unserer Expertise zurecht davon aus, dass CDS-Views in der neuen Welt hinsichtlich deren Performance und Funktionsumfang zunächst keine allzu große technologische Bandbreite abdecken können. Sie wurden in ihren ersten Iterationen nur mit wenig Content ausgeliefert, welcher nicht annähernd alle Bedarfe von SAP-Anwenderunternehmen abbilden konnte.

Um Kundenanforderungen vollständig bedienen zu können, sah unser Standard-Set-up in vielen unserer Analytics-Projekte daher so aus: Anstatt die technologisch noch sehr funktionsarme CDS-Query – oft auch „Analytische Abfrage“ genannt – als Schnittstelle hin zum Frontend (Fiori, SAC, Analysis for Office) zu verwenden, kam hier die BW-Query zum Einsatz. Diese bot speziell während dieser Anfangszeit enorme Vorteile gegenüber der CDS-Query.

Die Beeinträchtigungen und Mehraufwände, welche mit diesem technologischen Bruch von CDS-InfoProvider zu BW-Query einhergingen, waren sowohl überschaubar als auch verkraftbar. 

Nun aber ist der Workaround nicht mehr nötig – die CDS-Views sind erwachsen geworden. An zwei Stellen hat die SAP SE die Technologie entscheidend weiterentwickelt.  Die alten „Views“ werden durch die neue „View Entity“ ersetzt. Ein Vorteil ist unter anderem die deutlich verkürzte Aktivierungsdauer, vor allem bei zentralen Entitäten wie Material oder Kunde. Die „Analytical Query” wiederum wird vom „Analytical Projection View“ abgelöst. 

Diese Baustein-Generation sorgt für einige wesentliche Verbesserungen – etwa bei der Performance. Früher war beispielsweise das Thema Pufferung in CDS-Views eher uninteressant. Das hat sich jetzt geändert, weil die neue Generation mehr und verbesserte Möglichkeiten zur Pufferung liefert.

  • Nun können auch View Entities und nicht mehr nur Tabellen gepuffert werden.
     
  • Es gibt eigene Objekttypen zur Pufferung. Die Implementierung ist nun einfacher und mächtiger. Man profitiert von signifikant kürzeren Aktivierungszeiten.
     
  • Views mit Eingabeparametern werden nun direkt als SQL-View in der HANA-DB angelegt.

 

Zugleich bieten die erwachsenen CDS-Views neue Funktionalitäten. So ist die Wiederverwendung von Berechnungen innerhalb derselben Views über „$projection“ möglich. Das ist eine bahnbrechende Neuerung, da dies allgemein bei Datenbank-Views beziehungsweise SQL-Selects sonst nirgendwo möglich ist.

Die Möglichkeit zur Wiederverwendung entzerrt das Datenmodell, es sind weniger Schichten notwendig. Zugleich verringert sie den Implementierungsaufwand. Auch die Schachtelung von Formeln und Berechnungen wie in einer BW-Query ist jetzt möglich.

Weitere interessante Funktionen sind ebenfalls Bestandsteil der neuen Generation der CDS-Views.
 

  • Neben der Nutzung des Statements UNION (Vereinigungsmenge) ist jetzt auch die Nutzung von EXCEPT (ohne Schnittmenge) und INTERSECT (Schnittmenge) möglich.
  • Berechnete Einheiten wie etwa „€/m²“ können nun im View direkt dynamisch zusammengesetzt werden. Das war in der Vergangenheit nicht möglich.
  • Neu ist auch die Möglichkeit zum Umbenennen von Feldern im gesamten Datenmodell mit einem Klick – etwa bei der Namensänderung eines Feldes in 20 Schichten gleichzeitig. Dies musste früher alles nach und nach per Hand erledigt werden, und zwar in der richtigen Reihenfolge.
Bildquelle: SAP SE: "CDS view entities are feature complete, Part l: New features" https://blogs.sap.com/2022/05/06/cds-view-entities-are-feature-complete-part-l-new-features/
  • Typed Literals – im Prinzip einfach eine neue, einfachere Schreibweise für etwas, das es schon gab, eine umfangreiche Replace-Funktion zum Ersetzen von Zeichen in einer Zeichenfolge oder eine verbesserte Syntax- und Semantikprüfung sind weitere praktische Funktionserweiterungen.

Wir haben außerdem festgestellt, dass bei gleichzeitig gestiegenem Funktionsumfang die Annotationsdichte gesunken ist. Die Generierung eines SQL-Views im Hintergrund fällt bei den View Entities weg. Das bedeutet: Weniger Objekte und damit geringere Abhängigkeiten.

Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, mit BW-Queries zu arbeiten. Für Kunden, die unseren Workaround einsetzen, bleibt dieser auch weiterhin eine stabile, kluge und zukunftssichere Lösung. Für neue Projekte bevorzugen wir aber aufgrund dieser Weiterentwicklungen die neuen, leistungsstarken CDS-Views und bleiben so innerhalb der Technologie.

Für uns bleibt die Erkenntnis, dass die SAP SE verlässlich ihre Analytics-Bausteine weiterentwickelt, auch wenn im frühen Stadium mitunter Workarounds sinnvoll sind. Klar ist aber auch, dass man zum Entwickeln von BI-Strategien, selbst bei einer großen Flughöhe, ganzheitlich denken und viel Detail- und Technologiewissen mitbringen muss. CDS ist ja die Basis für Fiori, hybride Datawarehouse-Entwicklungen und für Extraktion. Es ist zudem die Technologie für zum Beispiel operatives Live-Reporting mittels SAP Analytics Cloud direkt auf dem S/4-System. Auch das zeigt das Beispiel CDS-Views.


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Stefan Schwenzl | Business Lead SGF Analytics | analytics.experte@team-con.de
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